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Was wird dich beim Segeln erwarten. Die wichtigsten Fragen ehrlich beantwortet.

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Die Vorstellung vom Segeln

Wer noch nie dabei war, wird vielleicht eine etwas andere Vorstellung vom Segeln haben. Segeln, das ist doch elitär und teuer. Segeln, das ist sich in der Sonne vom Wind treiben und die Seele baumeln zu lassen. Im nächsten Hafen oder Ankerbucht wird herzhaft gegessen, zu Cocktails im Sonnenuntergang.

In einem Videoclip würde jetzt das Bild verschwimmen und Störgeräusche legen sich über die sanfte Karibikmusik. Denn das ist es nicht, was wir machen. Und wenn du mitkommen möchtest, dann sollen dies auch nicht deine Erwartungen sein.

Seemansgarn, sinkende Schiffe und Seeungeheuer

Ich will dir kein Seemannsgarn erzählen und dich auch nicht mit Klabautermännern verschrecken. Segeln ist eine wunderbare Sache, die dich mit so vielen verschiedenen Eindrücken begeistern wird. Daher soll dir diese Text offen und ehrlich erklären, wie die Situation am Meer sein wird. Denn auch ohne seglerisches Vorwissen, sollst du die Situation am Meer richtig berurteilen können.

Mit deiner Krankheitsgeschichte und dem Ärger der letzten Monate, ist es für uns daher selbstverständlich, dich umfassend und transparent zu informieren.

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So müde… im Sitzen eingeschlafen?

Konkrete Infos für Strandsegler und werdende Segelrebellen

Unser Törn startet auf Lanzarote, einer Insel der Kanaren, einem kleinen Archipel im Atlantik. Lanzarote ist bereits eine der nördlichsten Inseln und so bleibt nur wenig Zeit, sich auf unserer Nordroute ans Segeln zu gewöhnen und die nötigen Handgriffe zu verstehen, um mit Freude das Schiff zu steuern.

Ein Schiff hat nicht besonders viel Fläche um sich zu bewegen zu können, oder Platz um sich aus dem Weg zu gehen. Aber du wirst schnell merken, dass die Fläche z.B. auf einer 50 ft Yacht (etwa 16m) schon beachtlich groß ist. Es gibt das Cockpit, unseren Hauptarbeitsplatz. Im Salon steht der große Esstisch mit Sitzgruppe und gegenüber die Pantry (Küche). Die fünf Doppelkabinen verteilen sich über Bug und Heck. Sie sind dein ganz persönlicher Rückzugsraum. Bei gutem Wetter können wir uns auch auf dem ganzen Schiffsdeck verteilen: Unter dem Baum am Cockpitdach liegen, vorne am Mast stehen oder am Bug sitzen und weit nach vorne blicken, bis zum magischen Horizont. Theoretisch kann man sich aus dem Großsegel (das große in der Mitte) eine „Tasche“ ähnlich einer Hängematte formen und da drin liegen – theoretisch 😉

Da wir oft mehrere Stunden bis Tage unterwegs sind, teilen wir uns in kleine Teams ein, in denen im Wechsel das Schiff gesteuert wird. Jedes Team ist eine Wache, und eine Wache dauert etwa 2-3 Stunden, in denen ihr zu zweit das Schiff steuert, das Wetter und möglichen Schiffsverkehr beobachtet und gemeinsam mit dem Skipper-Duo bewertet. Nach der Wache seid ihr für mindestens zwei folgende Wachen frei. Das heißt die erste Hälfte seid ihr auf Stand-by, falls eure Hilfe benötigt wird. Die zweite Hälfte werdet ihr nicht gestört und könnt schlafen. Anfangs ist dieser Rythmus nicht einfach, vor allem die Zeit zwischen Mitternacht und dem Sonnenaufgang wird uns einiges an Willenskraft kosten – aber darum geht es ja auch. In der Summe habt ihr also 2-3 Stunden Wache und könnt euch danach 4-6 Stunden selbst einteilen, um euch zu erholen, zu kochen, ein Buch zu lesen oder einfach das Meer oder den Sternenhimmel zu beobachten.

Eine Wolkenwalze über dem Meer, da hat man Respekt vor.

Auf und ab, immer wieder. Nicht nur Kochen wird zum Kraftakt.

Das Leben an Bord eines segelnden und in den Wellen schwankenden Schiffs sind, naja wie soll ich sagen… es kostet schon einige Entbehrungen. Den Platz teilen wir uns wohl zu acht, und die wenigsten kennen sich schon vorher. Macht aber auch nichts, denn wer sich auf solch ein Abenteuer einlässt, der tickt meist genau so wie die anderen 😉
Das Kochen bei Seegang ist nicht so einfach, wenn der Herd in seiner Aufhängung mit der Schiffsbewegung schwingt. Der Spruch „Eine Hand fürs Schiff, eine Hand für dich.“ bewahrheitet sich ganz schnell, und wenn festhalten gerade nicht drin ist, dann keilt man sich irgendwo ein. Geht schon irgendwie. Das tolle in unserer Situation: Das schwanken des Schiffs muss der Körper ständig ausgleichen, was wiederum ein wunderbares und sanftes Training für alle Körpermuskeln ist. Woohey, danach kommt ihr als Fitness-Gurus zurück – fast…

Beim Schlafen ist es ähnlich. Wobei, kannst du dich erinnern, wie du als kleines Kind in der Wiege geschaukelt wurdest. So ähnlich ist es am Schiff, mit gaaaanz viel frischer Seeluft. Toiletten gibt es auch. Nur mit dem Duschen werden wir uns wegen des Wasserverbrauchs einschränken müssen – zumal es meistens auch nur im Sitzen möglich ist und keinen Spaß macht.

Eins werden mit den äußeren Einflüssen

Das wichtigste kommt am Schluss, auch wenn es eigentlich selbstverständlich und logisch ist. Auf dem Schiff bewegen wir uns mit dem Meer, in der Natur und eine zeitlang auch ohne Landkontakt. Wir sind also auf uns selbst gestellt und den äußeren Bedingungen ausgesetzt. Kurz gesagt: Das Schiff ist unser Zuhause und unsere Festung im Sturm. Wenn wir unser Schiff gut behandeln und die Naturkräfte respektieren, dann wird es uns ein sicherer Ort sein.

Dennoch kann das Wetter und der Wind uns an die Grenzen bringen, und wir müssen das akzeptieren und uns vor allem schon vor der Reise bewusst sein, was wir da machen. Seit Jahrtausenden segelt der Mensch, auf dem Atlantik und vielen anderen Gewässern, bei Sturm, Hagel und Sonnenschein, daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Wenn wir vorauschauend planen, können wir vieles vermeiden und kalkulieren, aber 100% Sicherheit gibt es einfach nicht. Weder bei deiner Gesundheit oder beim Segeln auf dem Meer, auch nicht zuhause in deiner Wohnuung. Aber auf dem Meer, da spürst du die Gefahren undmittelbar und kannst dich entsprechend verhalten – das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Ein Meer, ein Schiff, ein Team

Ein Meer, ein Schiff, ein Team

Dein Backup ist immer dabei

Unser Skipper-Duo wird immer zur Stelle sein, auch wenn sie dir normalerweise das Kommando an Bord überlassen und nur hier und dort eingreifen. Und wenn es dann doch einmal nötig wird, weil deine Kräfte dich verlassen oder du einfach Angst hast, dann ist das kein Beinbruch. Das gehört dazu, und wir sind immer zur Stelle.

Jedes mal wenn ich Segeln gehe, dann gibt es relativ bald diesen Moment, wo ich mich ernsthaft frage: Wieso machst du das, wieso tust du dir das schon wieder an, während du auch gemütlich zuhause am Sofa sitzen könntest.

Solche Selbstzweifel sind ganz wichtig. Sie sind der Beweis dafür, dass du deine Situation kritisch bewertest und nicht ins blaue segelst. Und spätestens mit dem nächsten Sonnenaufgang und der Ankunft im Hafen, ist das Glücksgefühl ganz groß und beantwortet die zweifelnde Frage: Weil es mich befreit und glücklich macht!

Das Beste zum Schluss

Es kann kalt werden und ungemütlich. Du wirst vielleicht an körperliche oder psychische Grenzen stoßen. Übelkeit und im worst case auch Seekrankheit können ebenso auftreten, wie Verletzungen an Bord. Es ist eben eine sportliche Veranstaltung, an der jeder nur auf eigenes Risiko teilnehmen kann. Das mag erstmal unangenehm sein, aber wenn du dann über den Punkt deiner Komfortzone hinaus bist, dann wirst du es selbst erleben und es willt verdient sein: Dein Leben und Dein Abenteuer

Auf dem Meer bin ich mir jede Sekunde der Gefahr bewusst und kann nur so wirklich spüren, dass ich mein Leben lebe.

Wenn du auch bei uns mitsegeln möchtest, dann solltest du dir dieser wichtigsten Dinge bewusst sein. Es wird kein Zuckerschlecken und auch kein Wunschkonzert, denn wir bewegen uns mit der Natur – und die macht eben manchmal was sie will, nicht nur im April. Du darfst dir aber sicher sein, dass das Skipper-Duo dich nicht überfordern wird, und die Route immer so wählt, dass sie zur Not auch zu zweit das Schiff sicher in den nächsten Hafen bringen können. Und selbst dann: 100% Sicherheit, die gibt es im Leben nicht. Aber du kannst 100% leben und das Leben genießen.

Daher ist unser Motto nicht nur FUCK CANCER, GO SAILING, sondern auch Dein Leben. Dein Abenteuer.

Fair winds euch allen!

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