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Was ist eigentlich aus dem letzten Bordfunk geworden?

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Wir waren zwei Wochen in Italien unterwegs und sind durch die Inselwelt Siziliens gesegelt. Es gab fast täglich einen Bordfunk, nur am letzten Tag, da blieben die Lautsprecher still. Was war passiert?

Gestartet sind wir mit unserem Schiff der Gispy Queen in Tropea, etwas nordöstlich von Messina. Das Schiff wurde uns von der Stiftung Klaus Höchstetter gestellt, denn ohne Schiff keine Segelrebellen – so einfach und so kompliziert ist es. An Bord waren 5 junge Erwachsene mit Krebs: Alena, Annika, Ingo, Manuel und Svenja. Ihre Erkrankungen waren ganz unterschiedlich und auch ihr Status nach der Therapie. Die einen haben es schon ein oder zwei Jahre hinter sich, die anderen kommen frisch aus der Klinik. Alle eint die Geschichte Krebs, und dass sie sich davon und der Therapie nicht unterkriegen lassen. Deswegen wollen sie Segelrebellen werden, also Segler, die gegen diese Krankheit und die vielschichtigen Folgen rebellieren, weil sie etwas verändern wollen und sich nicht mit dem Status zufrieden geben.

Der Start, etwas holprig, nein wellig

Schon der erste Tag war eine kleine Herausforderung, denn das Schiff musste verproviantiert werden. Also rein ins Taxi und ab zum Supermarkt. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn auf einem Schiff lebt man etwas anders und sollte im Prinzip alles dabei haben, für knapp 2 Wochen und sieben hungrige Segler. Als dann alles verstaut war, ging es an die weitere Planung. Das Wetter war nicht besonders rosig, und Antonio von SunCharter, der uns vor Ort betreut, meinte noch dass wir lieber bis Dienstag im Hafen bleiben sollten, es könnte ungemütlich werden. Ungemütlich, das schreckt uns eigentlich nicht ab, und wir wollten ja auch Ingo, den fünften im Bunde, am Mittwoch in Palermo abholen. Also ging es am Sonntag schon frühmorgens mit den ersten Sonnenstrahlen raus aus dem sicheren Hafen und hinaus aufs Meer, das tatsächlich etwas wilder war als gedacht.

Antonio unser größter Fan in Italien

Wieso diese lange Erklärung des ersten Tages? Weil Antonio von unseren Tatendrang und unerschrockener Seglerseele scheinbar sehr beeindruckt war. Er selbst kann zwar kein deutsch, aber da seine Großmutter aus Wien kam, ließ er sie täglich den Bordfunk übersetzen. Und von Tag zu Tag, wenn er unseren Geschichten lauschte und teilweise auch um das Schiff fieberte, das sonst nur für gemütliche Urlaubsfahrten unterwegs ist, da stieg die Begeisterung immer mehr. Nun gut, der Moment, als das Dhingy am vorletzten Tag auf einmal flöten ging, während wir vor Panarea ankerten, da war er etwas besorgt. Aber keine Angst Antonio, innerhalb von 5 Minuten hatten wir es wieder am Haken: rebellisch schnell die 30m Ankerkette aufgeholt, Motor an, Gang einkuppeln und Kurs auf das Dinghy, das bereits einige 100m hinter uns wegtreibt. „Klar am Bootshaken zum entern des flüchtigen Dinghy?“ und schwupps war es wieder fest angeknotet – dieses mal richtig.

Bordfunk oder nicht Bordfunk

Als wir dann nach 12 Tagen segeln zurück in den Heimathafen kamen, wusste Antonio natürlich schon über alles bescheid. An der Hafenmauer begrüßte er uns freudig. „Ciao, Ciao, schön dass ihr wieder zurück seid und auch das Dinghy wieder dabei ist. Ich habe für euch eine kleine Feier mit den Segelclub von Tropea organisiert. Um halb fünf treffen wir uns auf der Terrasse, ok?“ Ja klar! Und genau das war der Moment, als der letzte Bordfunk in Vergessenheit geriet. Denn jetzt wollten wir noch fix unsere Sachen wieder in die Taschen einpacken und das Schiff klarieren, weil es am nächsten Morgen schon wieder nach Hause geht und unsere Flüge vormittags starten. Hektik hier und Gedrängel dort. Wo sind meine Socken, meine Zahnbürste und wer möchte etwas von den Lebensmitteln mitnehmen? Dann wollen natürlich noch alle duschen und sich chic machen für den Empfang.

Italienische Feierlaune

Die Party war dann wirklich ein Empfang sizilianischer Art. Einige dutzend Männer mit ihren hübschen Frauen, jeder natürlich mit Polo-Hemd und dunkler Sonnenbrille, zwischen 30 und sicherlich 70 Jahren, standen auf der Terrasse des Segelclubs und applaudierten zu unserer Ankunft. Die örtliche Zeitung hatte sogar über Segelrebellen und unsere Ankunft in Tropea berichtet, so dass alle Leser und Interessierten eingeladen waren. Es gab Sekt, Säfte und ein Buffet mit salzigen und süßen Häppchen. Bis etwa 19:oo Uhr haben wir uns mit Händen und Füßen, bzw. auf englisch und pseudo-italienisch unterhalten und Geschichten erzählt. Die Segler von Tropea waren ebenso begeistert wie unser Freund Antonio. Nach ihrer Ansicht sind Segler füreinander da und verstehen ganz genau, wieso es uns auf’s Meer hinaus treibt, was wir dort suchen und auch finden. Sie haben uns allen den größten Respekt und Anerkennung ausgesprochen, uns den velisti ribelli.

 

Ja, und so geschah es, dass wir den Bordfunk vergaßen, gemeinsam zum Essen in die Altstadt von Tropea gingen und dann am nächsten Morgen gemeinsam zum Flughafen fuhren, wo wir viel mehr mit dem Abschied von Italien und der Crew beschäftigt waren. Ich hoffe, dass ihr uns diese Faulheit nachseht und dennoch als treue Hörer des Bordfunk erhalten bleibt. Vielleicht schaffen wir in Kürze mal einen „Landfunk“… 😉

Weitere Segelabenteuer

Mitte Juni segeln wir mit einem echten Ocean-Racer von Flensburg nach Kiel. Die CJ Legend war schon bei vielen Regatten erfolgreich und bringt unsere Crew zur Kieler Woche. Wenn dir unsere Segeltörns und die Geschichten, die dabei entstehen, auch so gut gefallen, dann hilf uns bitte. Um weitere Reisen organisieren zu können, sind wir auch auf Spenden angewiesen. Ein Törn mit 6 Teilnehmern kostet gut 2.500 €. Spenden werden ausschließlich für die Information junger Krebsbetroffener und der Organisation der Segeltörns verwendet. Besonders hilfreich sind monatliche Spenden, die uns eine gute und langfristige Planung ermöglichen.

Alle weiteren Infos zum Thema Spenden auf der Spendenseite oder einfach direkt per Email oder Telefon nachfragen.

 

Vielen, vielen Dank!

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